Die Düsseldorfer Sammlungen beherbergen ein breites Spektrum an keramischen Objekten, die sich in ihrer Herkunft, Funktion, Materialität und Herstellungsart stark unterscheiden. Kunst- und kulturhistorisch reichen sie von der Frühzeit und antiker, präkolumbischer Keramik über Terra Sigillata, islamische Keramik, Fayence, Majolika, Steinzeug und Porzellan bis hin zu zeitgenössischer Kunstkeramik.
Vom Ton zur Keramik
Keramik (altgriechisch “Keramos” = Ton) entsteht durch das Brennen von Ton bei Temperaturen über 600 °C und wird durch freies Modellieren, Drehen auf der Töpferscheibe oder aus Pressformen hergestellt. Je nach Herstellungstechnik, Brenntemperatur und Zusammensetzung der Tonmasse entstanden traditionell verschiedenste keramische Erzeugnisse; wir unterscheiden in das poröse Irdengut (wie Ziegel, Terrakotta oder irdene Gefäße), das mittelhoch gebrannte Steingut, und die Hochbrandkeramik wie Steinzeug und Porzellan.
Keramische Oberflächen können die unterschiedlichsten Dekore aufweisen, von der einfachen Seladonglasur über irisierende Steingutoberflächen (aus Nanopartikeln wie Silber und Kupfer), Lajvardina-Dekor (blaue Kobaltoxide und vergoldete Blätter) bis hin zu aufwändig gestalteten Auf- oder Inglasurmalerein, Vergoldungen, Lüsterdekoren, Kaltbemalungen mit Engoben oder Kakiemon-Porzellanmalerein. Dabei reicht die gestalterische Bandbreite von konkreten Motiven und Szenen bis hin zu abstrakten Motiven und Formen.
Geschichte(n) bewahren
Neben den Werkspuren, die Hinweise auf die Produktion eines Objektes geben können, sammeln sich im Laufe der Zeit auch Gebrauchs- oder Alterungsspuren: Kratzer und Abriebe, Ausbrüche, oder auch spätere Ergänzungen. Die Auswahl der Methoden und Materialien, die zur Restaurierung in Frage kommen, hängt von den Eigenschaften der jeweiligen Keramik ab. Generell wird nach dem Prinzip der Minimal Intervention gehandelt und jede Maßnahme reversibel ausgeführt. So bleiben Spuren der Zeit lesbar und die Objekte können von der Zeitgeschichte und ihrer ganz eigenen Geschichte erzählen.
Fragile Schönheit
Alle keramischen Objekte sind zerbrechlich und das erfordert auch bei der Restaurierung erhöhte Aufmerksamkeit. Wir identifizieren die Risiken im musealen Alltag, zum Beispiel bei der Handhabung der Objekte sowie bei der Ausstellung und Lagerung und passen die Prozesse in enger Zusammenarbeit mit den Museen an. Erhaltungskonzepte sehen beispielsweise eine vibrations- und erschütterungsarme Ausstellung bzw. Lagerung oder die Verwendung geeigneter Polster und Verpackungsmaterialien vor. Da die meisten Schäden an Keramik im Zuge von Handling und Transporten entstehen, befindet sich die Keramik-Restaurierungswerkstatt des RED nicht am Ehrenhof, sondern unmittelbar im Düsseldorfer Hetjens-Museum, der größten Keramik-Sammlung Deutschlands.