Von altmeisterlichen Gemälden bis zur modernen Malerei - bei der Erhaltung von Gemälden beschäftigen wir uns mit dem Bildträger, wie der aufgespannten Leinwand, sowie der Malerei und den Überzügen. In den Betreuungsbereich des Fachbereichs fallen auch Werke der zeitgenössischen Kunst, die oft aus einer Vielzahl verschiedener Materialien und Techniken bestehen.
Bildträger als Bildsprache
Die Beschaffenheit eines Bildträgers beeinflusst die Wirkung einer Malerei erheblich. Ob glatt gehobeltes Holz, grob strukturierte Leinwand oder polierte Metallplatte, für Künstler:innen spielt die Wahl des Bildträgers schon immer eine wichtige Rolle. Deshalb befasst sich auch die Kunsttechnologie mit den Merkmalen eines Bildträgers. Zum Beispiel können die Faser, Webart, Webdichte und Grundierung eines Leinwandgemäldes Indizien über seine Herkunft, sein Alter und seine Autorschaft liefern. Bei Maßnahmen am Bildträger handelt es sich oft um minimal-invasive Konsolidierungsmaßnahmen, so kommen zum Beispiel bei der Behandlung von Leinwandrissen Verfahren wie die Rissverklebung zur Anwendung, die das Original schonen und keine überflüssigen Materialien einbringen.
Malschichten bergen Geschichten
Ob pastose Spachtelfarbe oder feinste Lasurmalerei, für uns ist die Malschicht nicht zwei-, sondern dreidimensional. Unter dem Mikroskop untersuchen wir Schichtenaufbau, Zusammensetzung und Duktus einer Malerei. An der Art des Krakelees erkennen wir, ob ein Gemälde jahrhundertelang gealtert ist, oder ob die Farbe bereits kurz nach der Entstehung durch Zusätze gesprungen ist. Gerade bei historischen Objekten entdecken wir auch alte Retuschen oder Übermalungen.
Wir festigen gelockerte Malschichten, und wenn wir alte, verfärbte Ausbesserungen entfernen oder neue Fehlstellen schließen, verwenden wir für die Kittung und Retusche Konservierungsmaterialien, die verträglich und reversibel sind. Alle Eingriffe am Werk werden immer dokumentiert.
Sprechende Oberflächen
Wie die Wahl des Bildträgers ist auch die Wahl der Oberflächenbehandlung entscheidend für die Wirkung einer Malerei. Während historische Künstler:innen auf ihre Gemälde meist glänzende, transparente Firnisse als Schutzüberzug und zur Erzeugung von Tiefenlicht auftrugen, bevorzugen verschiedene Kunstrichtungen seit der Moderne matte, ungefirnisste Oberflächen. Grundsätzlich wollen wir die Authentizität originaler Oberflächen erhalten.
Eine Oberflächenreinigung gehört zur Standardmaßnahme, sowohl um die Ästhetik eines Gemäldes zu bewahren, als auch um Schadstoffe zu minimieren. Die Abnahme und der Neuauftrag eines vergilbten Firnisses kann notwendig werden, wenn die Farbigkeit und Lesbarkeit einer Malerei stark beeinträchtigt wird.
Zeitgenössische Kunst
Werke der zeitgenössischen Kunst bestehen oft aus einer Vielzahl verschiedener Materialien und Techniken. Am RED arbeiten wir deshalb oft fachbereichübergreifend an diesen Objekten. Um die Werkintegrität bei Installationen und anderen wandelbaren Werken langfristig zu erhalten, ermitteln wir auch die künstlerische Intention z.B. durch Interviews mit den Künstler:innen. In diesen Gesprächen halten wir wertvolle Informationen zum Schaffensprozess eines Werks fest und identifizieren die werkdefinierenden Eigenschaften, die bei zukünftigen Werkiterationen oder Erhaltungsmaßnahmen unbedingt erhalten werden sollen.