Kunst- und Kulturgut aus organischen Materialien wie Holz, Textil oder Papier ist anfällig für Motten, Papierfischchen, Holzwürmer, Splintholzkäfer und andere Schädlinge. Ein Befall dieser Insekten kann ein Objekt in kurzer Zeit erheblich beschädigen oder sogar zerstören, wenn z.B. die strukturelle Stabilität einer Holzskulptur durch Fraßgänge verloren geht, oder wenn Papierfische wertvolle Grafiken zerlöchern.
Um aktiven Schädlingsbefall zu bekämpfen, führen wir am RED als objekt- und umweltschonende Methode die Stickstoffbehandlung in unserer hauseigenen Kammer durch. Bei diesem Verfahren werden keine Pestizide eingesetzt, und im Gegensatz zur Thermokammer-Behandlung können klimaempfindliche Objekte ohne Erwärmung über die komplette Behandlung hinweg im Museumsklima verbleiben. Über den Zeitraum von 6-7 Wochen wird in der geschlossenen Kammer der Sauerstoffgehalt der Luft auf unter 1 % gesenkt und gegen Stickstoff ausgetauscht, bis neben den Insekten auch Eier, Larven und Puppen vernichtet sind. Das eingesetzte Stickstoffgas geht keine Verbindung mit anderen Kunstmaterialien ein und entweicht nach der Behandlung rückstandsfrei.
Aktiven Befall erkennen
Meist wird ein Schädlingsbefall erst erkannt, wenn Fraßstellen oder Ausfluglöcher sichtbar sind. Doch woran erkennt man, ob der Fraßschaden alt ist oder noch lebende Insekten vorhanden sind, die eine Behandlung erforderlich machen? Eindeutig kann ein aktiver Befall nur belegt werden, wenn lebende Insekten gefunden werden. Dabei können spezielle Klebefallen helfen, wie sie auch für das Monitoring im Integrated Pest Management (IPM) eingesetzt werden. Aber auch wo nur tote Insekten oder andere Hinterlassenschaften gefunden werden, können noch lebende, mikroskopisch kleine Eier vorhanden sein, die behandelt werden sollten. Bei Holzwürmern sind auch frische Sägemehlhäufchen in der Nähe von Ausfluglöchern ein Indikator für aktiven Befall.
Stickstoffbehandlung am RED
Die Stickstoffkammer am RED umfasst ein Volumen von 18 m³ (Höhe 2m x Breite 2m x Tiefe 4,5m). Die relative Luftfeuchte von rund 50% wird während der Maßnahme ständig überwacht. Empfindliche Objekte mit besonderen Anforderungen an die Luftfeuchte können separat oder mit ähnlichen Objekten behandelt werden.
Bei der Buchung einer Behandlung muss mit Wartezeiten gerechnet werden, da jeder Behandlungszyklus rund 6-7 Wochen dauert und bei der Bestückung der Kammer kompatible Objektgrößen und -anforderungen kombiniert werden.
Die Kosten für eine Stickstoffbehandlung am RED richten sich nach den maximalen Außenmaßen des zu behandelnden Objekts oder Konvoluts. Für jeden begonnenen Kubikmeter wird eine Pauschale erhoben, alternativ kann die komplette Kammer für einen Auftrag gebucht werden. Für weitere Details nehmen Sie bitte Kontakt auf. Sobald Sie einen Termin für die Objektübergabe haben, bringen Sie bitte die fertig ausgefüllte Empfangsbestätigung mit.