15.09.2023

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Vorbereitung der Neupräsentation des Kunstpalasts

Für die neue Sammlungspräsentation des Kunstpalasts wurden Hunderte von Objekten durch alle Fachbereiche des RED geprüft und bearbeitet.

Zeitraum
2022 - 2023

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Im November 2023 eröffnet der Kunstpalast, das größte der vom RED betreuten Düsseldorfer Museen, nach langjähriger Sanierung mit einer neuen Sammlungspräsentation. Für diese Neupräsentation wurden 800 Objekte diverser Epochen, Gattungen und Kulturen aus den rund 130.000 Sammlungsobjekten des Museums ausgewählt. Bekannte Objekte werden in neue Bezüge gestellt und durch Neuankäufe und bisher nie gezeigte Kunstwerke ergänzt. 

Um dieses Großprojekt zu ermöglichen, beschäftigen sich seit Juni 2022 alle Fachbereiche des RED mit der Vorbereitung der Sammlungsobjekte auf die große Neueröffnung. Unsere Restaurator:innen haben Hunderte von Werken auf ihre Ausstellbarkeit geprüft, Maßnahmenpakete konzipiert, eine aufwändige Projektplanung vorgenommen und Priorisierungen mit den Sammlungsleiter:innen abgestimmt.

Während viele Objekte mit oberflächlichen Reinigungen oder geringfügigen Anpassungen zu Montagezwecken auskamen, haben diverse Objekte auch nach tiefergehenden Untersuchungen und Behandlungen verlangt. Für die Restaurierung der Sammlungs-Highlights des Glasmuseum Hentrich im Kunstpalast, das 2024 wiedereröffnet, wurde darüber hinaus ein Drittmittelprojekt angesetzt, das von 2021-2022 die vertiefte kunsttechnologische und restauratorische Auseinandersetzung mit den historischen Gläsern ermöglichte. Unser Vermittlungsteam hat unsere Vorbereitung der Neupräsentation begleitet und den Prozess über unsere Social-Media-Kanäle mit der Öffentlichkeit geteilt. 

Rubens’ “Himmelfahrt Mariae”

Das monumentale Tafelgemälde “Himmelfahrt Mariae” (1616-1618) von Peter Paul Rubens ist in seinen Ausmaßen so groß, dass es innerhalb des Kunstpalastes nur bei ausgebauten Türen und im Querformat bewegt werden kann. Für die Sanierung seines angestammten Ausstellungsraumes musste das 250 kg schwere Gemälde allerdings temporär innerhalb des Hauses verlagert und zum Schutz eingehaust werden. Damit das Objekt dabei keinen Schaden nehmen würde, haben die Restauratorinnen die Planung und Ausführung des aufwendigen Transports eng begleitet. Um während der Sanierungsphase die Klimawerte innerhalb der Einhausung kontrollieren zu können, haben sie digitale Datenlogger mit in die Einhausung gegeben.

Untersuchung und Aufstellung eines Monumentaltors

Nur wenig war über die Provenienz des großen hölzernen Tores aus der Orient-Sammlung des ehemaligen Kunstgewerbemuseums Düsseldorf bekannt. Umso wichtiger war es, durch kunsttechnologische Untersuchungen mehr Auskunft über die Herkunft, ursprüngliche Erscheinung und Funktion sowie spätere Veränderungen zu erfahren, damit das Tor besser kontextualisiert und vermittelt werden kann.

Neben einer Holzartenbestimmung erfolgten am RED auch mikroskopische Untersuchungen, Multispektraluntersuchungen und Röntgenfluoreszenzanalysen, mit denen die Reste einer Bemalung (Fassung) nachgewiesen werden konnten. Das heutige Tor wurde vermutlich im 19. Jahrhundert aus älteren Ornament-Paneelen, die auch andere Funktionen gehabt haben können, zusammengefügt und schnitzerisch ergänzt. 

Ästhetische Aufwertung des “Narrenständchens”

Die Erfahrbarkeit des flämischen Tafelgemäldes “Narrenständchen” aus dem 16. Jahrhundert war nach Jahren im Depot stark eingeschränkt: auf den vergilbten Firnisschichten lagen gealterte Retuschen, die sich stark verfärbt hatten und durch ihre Fleckigkeit störten. Testreihen zeigten, dass eine Firnisabnahme äußerst riskant für die fragilen, originale Lasurschichten wäre. Daher konzentrierte sich die Restaurierung auf die Behandlung der verfärbten Altretuschen. Nach ihrer Abnahme wurden die darunter liegenden Fehlstellen neu retuschiert, wodurch der Gesamteindruck des Gemälde stark aufgehellt wirkte. Zur Wiederherstellung des Tiefenlichts wurde eine neue Firnisschicht aufgebracht. 

“Maton Solarisation” von Katharina Sieverding

Die Fotoarbeit “Maton Solarisation”(1969-1972) von Katharina Sieverding besteht aus 120 Schwarz-Weiß-Fotografien auf 10 Holzpaneelen. In Vorbereitung auf die Neupräsentation musste geklärt werden, wie mit den auffälligen Verwellungen der Fotografien sowie der Verglasung aus einem stark spiegelnden Plexiglas umgegangen werden sollte. Aus diesem Anlass haben wir die Künstlerin ans RED eingeladen und basierend auf dem Interview ein Erhaltungskonzept entwickelt. Die produktionsbedingten, werkimmanenten Phänomene wurden belassen, aber an der Rahmung wurden präventive Konservierungsmaßnahmen durchgeführt. So haben wir die Paneele zusätzlich stabilisiert, die Fixierung der Fotos verändert und eine Schutzschicht zwischen die Fotos und die Rückplatte aus säurehaltigem Sperrholz eingebracht.

Künstlerkneipe “Creamcheese”

Für den neuen Kunstpalast wird auch die berühmte Düsseldorfer Künstlerkneipe “Creamcheese” (1967-1978) rekonstruiert. Die Kunstwerke der originalen Raumausstattung wurden nun im RED konserviert und restauriert. Dazu zählten das Wandgemälde “PIN-UP” von Gerhard Richter, die Skulptur “Der Nagel/Electric Garden” von Günther Uecker, der “Spiegel” von Adolf Luther und das Fallenbild “Wir hängen die Theke an die Decke” von Daniel Spoerri. 

Bei der Entwicklung der Erhaltungskonzepte musste dabei der besondere Umstand berücksichtigt werden, dass die Patina der Objekte eine zeitzeugende Dimension hat und dass das rekonstruierte Creamcheese zukünftig auch als Veranstaltungsort mit Getränkeausschank genutzt werden soll.

Drittmittelprojekt: Highlights des Glasmuseum Hentrich

Mit Hilfe des Förderprogramms Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen konnten 32 Hohlgläser des Glasmuseum Hentrich kunsttechnologisch und kunsthistorisch untersucht sowie konservatorisch und restauratorisch bearbeitet werden. Die Gläser aus dem 4. Jh. v. Chr. bis zum 16. Jh. n. Chr. wiesen eine Vielzahl von Altrestaurierungen mit stark gealterten Kunststoffen auf, die die Ausstellbarkeit stark beeinträchtigte. Neben einer Konsolidierung von fragilen Oberflächen lag somit ein Schwerpunkt der Restaurierung auf der Entfernung und dem eventuellen Ersatz von Ergänzungen. Ein Fokus bei der kunsttechnologischen Untersuchung lag auf einer fotografischen Multispektralanalyse, welche für Glasobjekte bisher völlig neu war. Hiermit entstanden neue Erkenntnisse über die Zugehörigkeit gefügter Scherben, und verloren gegangene Dekors konnten wieder sichtbar gemacht werden.

Kulturelle Teilhabe am Prozess

Traditionell geschehen Konservierung und Restaurierung meist im Verborgenen hinter den Kulissen der Museen. Am RED möchten wir öffentliche Teilhabe erzeugen an unserer Auseinandersetzung mit dem Düsseldorfer Kulturerbe. Deshalb haben unsere Vermittlerinnen auch für das Projekt Neupräsentation gemeinsam mit den Restaurator:innen am RED und den Kunstpalast-Kolleg:innen Objekte identifiziert, deren Geschichten und Behandlungen wir vertiefen und vermitteln wollen. Seit Oktober 2022 können unsere Follower:innen auf unseren Social-Media-Kanälen unsere Begegnungen mit den Kunstwerken für die Neupräsentation mitverfolgen.