Maßnahmen der sogenannten Präventiven Konservierung haben zum Ziel, Schäden am Objekt gar nicht erst entstehen zu lassen und damit auch invasiven Behandlungen vorzubeugen. Mit einer Risikoanalyse ermitteln Restaurator:innen potentielle Schadfaktoren, wie substanzgefährdende Licht- und Klimawerte, Schadstoffkontaminierungen, Schädlingsbefall, Feuer oder Wasser. Auch menschliche Risikofaktoren wie Diebstahl, Vandalismus, unsachgemäße Transporte oder inadäquates Handling werden bewertet.
So lassen sich sammlungsspezifische Konzepte und Maßnahmen entwickeln, die ein kontrolliertes, gesichertes Umfeld für das Kunst- und Kulturgut schaffen und die ermittelten Risiken minimieren. Idealerweise treten Schäden so gar nicht erst auf und das Objekt bleibt möglichst lange in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Damit ist die Präventive Konservierung eine besonders nachhaltige Erhaltungsstrategie.
Kontrolliertes Klima
Die meisten Kunstwerke reagieren empfindlich auf die Feuchtigkeit und Temperatur ihrer Umgebungsluft. Leinwände, Papiere und Holz können schrumpfen, quellen, verwellen oder verziehen, und Farbschichten in Folge locker werden. Gläser und Metalle können korrodieren, Videobänder verkleben, und Kunststoffe, Bindemittel und Überzüge verspröden, vergilben oder milchig werden.
In der Museumswelt ist daher als Maßnahme der Präventiven Konservierung ein kontrolliertes Klima von rund 50% relativer Luffeuchtigkeit und 18 bis 21°C üblich. Aktuell wird aufgrund des enormen Energieverbrauchs von Klimaanlagen auch die Erhöhung der Toleranz gegenüber Schwankungen durch Einrichtung sogenannter Klimakorridore diskutiert, wobei Kunstwerke eine höhere Resilienz gegenüber Schwankungen in der Temperatur als in der relativen Luftfeuchte aufweisen. Punktuelle Messungen des Klimas sind nicht aussagekräftig; beim sachgemäßen Klimamonitoring wird der Kurvenverlauf über den ganzen Tag sowie längere Zeiträume ausgewertet.
Lichtbegrenzung
Vor allem das kurzwellige, energiereiche Spektrum des sichtbaren Lichts, die ultraviolette Strahlung (UV), führt an vielen Materialien zu irreversible Veränderungen: Papiere und Fotos vergilben, Farben bleichen aus, und Materialien verspröden durch Photooxidation. Im natürlichen Tageslicht ist der zerstörende UV-Anteil am höchsten, aber auch viele Kunstlichtquellen können Schäden verursachen, wenn die Lichtintensität zu hoch ist.
Vor allem bei lichtempfindlichen Fotografien, Textilien und Grafiken ist es daher üblich, als Maßnahme der Präventiven Konservierung Vorgaben zur zulässigen Beleuchtungsstärke und -dauer zu entwickeln. Am RED messen wir auch die Lichtbelastungen am geplanten Ausstellungsort und empfehlen Lichtschutzmaßnahmen.
Verpackung und Transport
Um Objekte bei der Lagerung oder beim Transport vor Beschädigungen, Erschütterungen und Klimaschwankungen zu schützen, spezifizieren wir die individuellen Anforderungen von Objekten an ihre Verpackung. Dabei kommt es nicht nur auf die Verwendung geprüfter, schadstoffarmer bzw. -freier Materialien an, sondern auch auf die Vermeidung von Druckstellen und die Kompatibilität zwischen Verpackung und Objektoberfläche bei direktem Kontakt. Gerade durch Vibrationen bei Transporten können sonst irreversible Kratz-, Polier- oder Eindruckstellen entstehen. Angepasste Polsterungen, wie z.B. gefütterte Rückseitenschutze bei Gemälden, mindern Erschütterungen und verhindern rückseitige Staubablagerungen. Sogenannte Klimakisten puffern klimatische Änderungen und schützen so das Objekt vor starken Schwankungen. Eindeutige Beschriftungen, Hinweise und Anleitungen auf den Verpackungen sorgen für ein unfallfreies Ein- und Auspacken, auch durch Leihnehmer:innen oder andere Beteiligte, die nicht vertraut sind mit der Verpackung und ihrem Inhalt. Besonders komplexe oder wertvolle Objekte begleiten wir auch als Kurier:innen bei ihrer Reise an einen anderen Ausstellungsort.
Integrated Pest Management
Beim sogenannten Integrated Pest Management (IPM; deutsch: Integriertes Schädlingsmanagement) wird durch einen umfassenden Ansatz die Wahrscheinlichkeit eines Schädlingsbefalls deutlich reduziert. Dazu gehört eine gründliche Inspektion der Museumsumgebung, des Gebäudes, der Sammlungen und der Lagerungssituation. Potenzielle Schädlingsprobleme werden identifiziert und ein Konzept zur Vorbeugung und Bekämpfung entwickelt. Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehören die regelmäßige Reinigung, das Abdichten von Rissen und Spalten im Gebäude sowie das Beseitigen von Nahrungs- und Feuchtequellen. Neben der visuellen Inspektion der Sammlung findet durchgehend ein systematisches Monitoring mit speziellen Fallen statt. Weiterhin spielt das Raumklima eine entscheidende Rolle. Eine moderate Feuchtigkeit und kühle Temperaturen senken das Risiko weiter.